Kapelle // Chronik
Die Schwanheimer Feuerwehrkapelle (1933-1966)
- von Philipp Eberlein -
Die Absicht, eine Feuerwehrkapelle zu gründen, findet erstmals Erwähnung im Protokoll des Vorstandes der Freiwilligen Feuerwehr Schwanheim vom 20. November 1933. Es wurde der Beschluss gefasst, dass jeder, der bei der Musik mitmachen will, Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr sein oder werden muß. Darüber hinaus muss jeder, der ein Instrument erhält, einen Anteilschein erwerben.
In der Mitgliederversammlung am 26. November 1933 bei Adam Arras wurde als 1. Tagesordnungspunkt die Musikfrage aufgerufen.
Der 2. Vorsitzende, Heinrich Hechler, erläuterte die Vorstellungen des Vorstandes über die Vorgehensweise zur Gründung der Feuerwehrkapelle.
Nach langer Diskussion brachte die geheime Abstimmung 23 Ja-, 6 Nein- und 2 ungültige Stimmen. Somit war der Vorschlag des Vorstandes angenommen. Dieser bekam sodann den Auftrag, alle weiteren Schritte zu unternehmen, zum Kauf der Instumente und der Noten, sowie zur endgültigen Gründung der Kapelle.
Im Protokoll der Generalversammlung am 18. Februar 1934 wird erwähnt, dass erstmals die Feuerwehrkapelle aufgespielt hat. Von nun an spielte die Kapelle bei allen örtlichen Veranstaltungen und begleitete die Wehr beim Besuch von Festen der umliegenden Gemeinden bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Nach dem 2. Weltkrieg war es lange Zeit still in Schwanheim. Als erster kam der damalige Pfarrer Clotz zu meinem Vater, Leonard Eberlein IV. und fragte, ob nicht noch eine brauchbare Trompete vorhanden sei. Ihm als begeisterten Trompeter hatten die Amerikaner als sie sich im Pfarrhaus einquartierten, beim Weggehen sein Instrument mitgenommen. Nach einigem Umhören bei den ehemaligen Kollegen hatte mein Vater von einem Musiker ein noch spielbares Flügelhorn, allerdings ohne Mundstück, organisiert das er dem Pfarrer gab. Wer bedenkt, dass alle Instumente beim Kauf nicht neu waren, kann sich vorstellen, in welchem Zustand sich diese befanden.
Von nun an hat der Pfarrer jeden Sonntagmorgen vor dem Gottesdienst zur Einstimmung die Lieder, die er mit der Gemeinde singen wollte, am offenen Speicherfenster des Pfarrhauses über das Dorf geblasen. Somit hat er manchen erreicht, der nicht in die Kirche kam. Bei der damaligen Stille am Sonntagmorgen war er weithin hörbar. Es gab ja kaum Flugzeuge am Himmel, auch die Autobahn war leer. Es lag eine herrliche Sonntagsruhe über dem Dorf.
Später als er sich selbst wieder eine Trompete kaufen konnte, gab er das Instrument zurück und der in der Nähe wohnende Wilhelm Ahlheim lernte es spielen. Er spielte noch einige Jahre bis er zur Posaune wechselte.
Auch andere Feuerwehrmusikanten hat der Pfarrer animiert, ihre Instrumente wieder zu benutzen.
Nach mehreren Zusammenkünften der noch verbliebenen Mitglieder der Kapelle wurde geprobt und am 1. Theaterabend an Weihnachten 1946 öffentlich gespielt. Von nun an hat die Kapelle alle Feste des Dorfes begleitet. Auch in der Kirche, bei allen Vereinen und beim Besuch der Wehr bei auswärtigen Feuerwehrfesten hat die Kapelle gespielt.
So war es auch eines Tages bei einem Feuerwehrfest in Auerbach. Da wir außer der Festkapelle die einzige Kapelle waren, hat die Auerbacher Wehr ihren Spielmannszug dafür bei unserer Fahnenweihe kostenlos über das ganze Fest zur Verfügung gestellt. Sie kamen sogar zur Probe nach
Schwanheim, zum Fackelzug am Samstagabend und auch zum Weckruf am Sonntagmorgen. Es war immer eine Freude, durch die mit Fahnen, Blumen, Girlanden und Birken geschmückten Straßen mit klingendem Spiel zu maschieren, vorbei an frohgestimmten Mitbürgern. Die Ortschaften waren damals noch übersichtlich und nicht so groß wie heute.
Feuerwehrkapelle in der Fehlheimer Straße aus Richtung Fehlheim beim Umzug anlässlich der Bannerweihe 1958.
Ein schöner Tag war beim 25-jährigen Jubiläum 1953 und der Fahnenweihe 1958 immer der Montagnachmitag für die Kinder und abends für die Familien.
Bei schönem Wetter traf sich nochmals das ganze Dorf auf dem Festplatz auf den „Baumäckern“ und feierte den Abschluß der gelungenen Feste, natürlich mit Musik.
Der letzte Umzug mit Musikbegleitung durch die Feuerwehrkapelle fand anläßlich der 1200-Jahrfeier, ver-bunden mit der Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses im Jahre 1966 statt.
Vor dem Umzug brachten wir Adam Eichhorn, dem langjährigen Zweiten Kommandanten und ehemaligen Mitglied der Kapelle ein Ständchen, er freute sich sehr darüber, zumal sein Gesundheitszustand nicht mehr der beste war. Wegen der Fußbeschwerden einiger älterer Mitglieder ließ sich die Kapelle beim Festzug in einem Wagen fahren. Nach 32 Jahren des Bestehens - unterbrochen nur durch die Zeit des Zweiten Weltkrieges - beendete die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Schwanheim ihre Tätigkeit. So wie der Laienspielgruppe mit ihren Theaterabenden erging es auch der Kapelle.
Neue Zeiten bringen neue Werte und andere Interessen.